Um dieses einfachste Modell realistischer zu gestalten, sind zahlreiche weitere Aspekte zu berücksichtigen. Zunächst einmal entweicht die Strahlung aus der Akkretionssäule gewiss nicht isotrop. Ihre Richtungsverteilung und ihr Spektrum zu bestimmen ist ein hochkompliziertes gekoppeltes Problem der Abbremsung des Gases, der Strahlungsentstehung und der Strahlungsausbreitung, zu dem es zahlreiche Untersuchungen gibt, das aber in voller Allgemeinheit (zeitabhängig und dreidimensional) nicht gelöst ist. Die aus der Akkretionssäule entweichende Strahlung verlässt den Röntgenpulsar nur zum Teil auf direktem Wege. Der andere Teil wird reprozessiert, wenn er auf den Neutronenstern oder auf den Akkretionsstrom trifft.
Die nach unten entweichende Strahlung trifft rings um die Akkretionssäule auf den Neutronenstern auf und erhitzt dort die Oberfläche, wodurch diese ihrerseits Röntgenstrahlung aussendet: Jede Akkretionssäule ist von einem ausgedehnten, leuchtenden Röntgenhalo umgeben (Abb. 9 a). Strahlung, die steil nach oben entweicht, kann auf den Strom des herabstürzenden Gases treffen, denn da das Gas den Feldlinien folgt, ist der Gasstrom wie ein Trichter oben breiter als unten (Abb. 4 und 5). Diese Strahlung wird an dem herabstürzenden Gas gestreut. Aus der Sicht des Beobachters: Wenn der Akkretionsstrom durch die Sichtlinie wandert, verdeckt er zeitweise die Akkretionssäule und den Halo (Abb. 9 b, c). Dies wird als möglicher Grund für die scharfen Minima im Pulsprofil von GX1+4 diskutiert (Abb. 6 d).
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